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Konfliktmanagement

Wo Menschen zusammentreffen, gibt es Konfliktpotenzial. So auch in einer Schule. Unterschiedliche Bedürfnisse, Ansichten und Verhaltensweisen stellen im täglichen Zusammenleben oft eine Herausforderung dar. Doch an Herausforderungen können Menschen wachsen, wenn sie zu meistern sind. Für Kinder und Jugendliche ist es ein grosses Geschenk, wenn sie lernen dürfen, Konflikte gewaltfrei zu klären, denn als Erwachsener ein "Konflikt-Profi" zu sein, erleichtert vieles - sei es in einer Paarbeziehung, in der Familie, im Verein oder am Arbeitsplatz. Bei der Klärung von Konflikten stehen wir unseren Schülerinnen und Schülern so lange bei, bis sie es ohne unsere Unterstützung schaffen. Unser Konfliktmanagement orientiert sich an einem klaren Ablauf.

Schritt 1

Bereitschaft zur Klärung von Konflikten erzeugen

Ohne die gegenseitige Bereitschaft, eine Lösung zu finden, können Konflikte nicht geklärt werden. Wir ermutigen die Konfliktparteien, sich zu treffen und auszusprechen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Wir machen ihnen bewusst, dass ein ungelöster Konflikt belastend ist und dass ein Verschweigen oder ein Herunterschlucken von Gefühlen und Bedürfnissen ihn zusätzlich verstärkt. Ist diese Gesprächsbereitschaft noch nicht da, akzeptieren wir das vorübergehend, sprechen es bei Bedarf mit den Eltern ab und lassen das Kind oder den Jugendlichen die dazugehörige Erfahrung machen. Letztendlich aber setzen wir eine Bereitschaft, Konflikte nachhaltig zu klären, bei allen Menschen an unserer Schule voraus. Mit anderen Worten: Wir lassen es nicht zu, dass ungelöste Konflikte über eine längere Zeit das Schulklima belasten.

Schritt 2

Einander aktiv zuhören

Wenn es eine Bereitschaft bei den Beteiligten gibt, ihren Konflikt zu klären, stellen wir dafür genügend Zeit und einen sicheren Raum zur Verfügung. Es sorgt für ein Sicherheitsgefühl, wenn eine Erwachsene oder ein Erwachsener durch den Prozess der Konfliktklärung führt. Sie/er sorgt dafür, dass beide Parteien alles offen und ehrlich aussprechen können, ohne unterbrochen zu werden. Nichts ist richtig, nichts ist falsch. Beide Seiten dürfen ihre "eigene Wahrheit" oder Sichtweise haben, ohne dass diese bewertet oder verneint wird, selbst wenn sie aus neutraler Sicht ein paar Ungereimtheiten aufweist. Es geht darum, anzukommen, sich selbst sprechen zu hören und dabei sein Herz auszuschütten. Wir Erwachsenen achten dabei auf die Gefühle und Bedürfnisse, die die Kinder und Jugendlichen zum Ausdruck bringen. Diese sind relevant für Schritt 3 und wenn es in Schritt 4 um das Suchen nach nachhaltigen Lösungen geht.

Schritt 3

Verständnisfragen stellen, um Missverständnisse zu vermeiden

Bei den Verständnisfragen geht es darum, sicherzustellen, dass sämtliche ungestillten Bedürfnisse der Konfliktparteien klar geäussert und unmissverständlich dargestellt wurden. Zu diesem Zweck fragt der/die Erwachsene gezielt nach:

"Ich habe verstanden, dass dir ... wichtig ist und du möchtest, dass das in Zukunft für dich möglich ist. Stimmt das?"

Diese Frage wiederholt sich so oft, bis gegenseitige Missverständnisse ausgeschlossen sind. Abschliessend folgt die letzte Frage:

"Hat jemand von euch noch Verständnisfragen zu den Gefühlen und Bedürfnissen eures Gegenübers?"

Oft haben die Konfliktparteien den Impuls, bei Schritt 2 und 3 die Dinge aus ihrer Sicht richtigstellen zu wollen. Das tun sie oft so:

"Was du sagst, stimmt gar nicht! Das ist ganz anders abgelaufen. Du lügst!"

Wir haben zwar Verständnis für solche Einwände, da jeder den Konflikt aus seiner eigenen Perspektive sieht, jedoch geht es in Schritt 2 und 3 nicht um Recht oder Unrecht.

Deshalb weisen wir in solchen Situationen schon in Schritt 2 auf Folgendes hin:

"Jede/r hat seine eigene Sichtweise auf den Konflikt. Jede/r äussert seine subjektive Wahrheit. Jede/r spricht offen über seine Gefühle und Bedürfnisse. Das möchten wir hören. Du darfst uns gleich erzählen, was deine Wahrheit ist."

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Konflikt oft in der Frage, wer recht hat und wer nicht, steckenbleibt, beide Parteien auf ihrer eigenen Wahrheit beharren und deshalb keine Bereitschaft zur Klärung mehr da ist. Aus diesem Grund führen wir die Beteiligten klar und direkt aus einer solchen "Sackgasse" heraus.

 

Schritt 4

Gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, die zu einer Lösung führen

Für alle Probleme gibt es Lösungen. Diese Grundhaltung ist uns sehr wichtig. Solche Lösungen zu erarbeiten, ist ein kreativer Prozess. Es ist nicht mehr wichtig, was in der Vergangenheit genau passiert ist. Dieser Aspekt wurde in Schritt 2 und 3 genügend berücksichtigt. Alles ist ausgesprochen, die Bedürfnisse der Konfliktparteien sind bereits «herausgearbeitet» worden.

Jetzt ist der Prozess der Konfliktlösung nach vorne ausgerichtet. Was soll die Zukunft bringen? Welche Veränderungen braucht es, damit der Konflikt nachhaltig geklärt und wieder Frieden zwischen den Konfliktparteien ist?

Schritt 4 sorgt dafür, dass alle gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um den Bedürfnissen der Streitenden gerecht zu werden. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Wir fragen zum Beispiel beide Konfliktparteien nacheinander:

Was wünschst du dir von deinem Gegenüber nach dem heutigen Gespräch?

Was ist dir wichtig?

Welche Ideen für eine friedliche Lösung hast du?

Was bist du bereit, beizutragen, damit es deinem Gegenüber besser geht?


Die Grundfragen für uns als Konfliktmanager sind dabei:

Welche Wirkung soll dieses Klärungsgespräch haben?

Wer ist für welchen Veränderungsschritt verantwortlich?

Worauf können sich die Konfliktparteien einigen?

Alles, was diese Grundfragen beantwortet, ist in Schritt 4 dienlich.

Schritt 5

Sich auf konkrete Lösungsschritte einigen

In Schritt 5 geht es darum, die erarbeiteten Lösungsschritte zu konkretisieren und danach, falls sinnvoll, schriftlich* festzuhalten. Auf diese Weise entsteht eine schriftliche oder mündliche Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien, die alle Verantwortlichkeiten klärt. Die Streitenden geben das Versprechen ab, sich an die vereinbarten Punkte zu halten. Der/die Erwachsene vereinbart mit allen Beteiligten einen Termin, um die Wirkung der Konfliktklärung gemeinsam zu überprüfen. Dies schafft eine zusätzliche Verbindlichkeit.

*Eine schriftliche Vereinbarung ist dann sinnvoll, wenn der Konflikt sehr komplex ist und es diverse Lösungsschritte braucht.

Schritt 6

Die Wirkung des Klärungsgesprächs überprüfen

Nach der in Schritt 5 vereinbarten Zeit treffen sich alle Beteiligten zu einem Gespräch, um festzustellen, ob der Konflikt wirklich gelöst ist. Wenn das nicht gelungen ist, klärt der/die Erwachsene die Verantwortungsbereiche der Streitenden. Falls notwendig, beginnt der Prozess der Konfliktlösung wieder bei Schritt 1